FAQ

  1. Ignorieren des Themas „Pflege“ („Bei uns im Unternehmen gibt es das nicht.“). Irrtum: „Bedarf wird (bei mir) nicht gemeldet, also gibt es keinen Bedarf.“
  2. Unternehmensleitung nicht im Boot zu haben
  3. viel versprechen, wenig halten!
  4. zu viele Aspekte gleichzeitig anzugehen und dabei den Überblick zu verlieren. Überforderung erzeugt Lähmung. Fangen Sie mit kleinen Schritten, einfachen Maßnahmen an, die dann aber flächendeckend und verbindlich umgesetzt werden.
  5. zu hohe Erwartungen an Generallösungen und einzuführende Instrumente. Die Kunst ist, transparente Lösungen für individuelle Situationen zu finden.
  6. die betrieblichen Folgekosten mangelnder Vereinbarkeit von Beruf und Pflege zu unterschätzen
  7. keine familienbewusste, pflegesensible Kultur im Unternehmen (flexible Arbeitszeiten, Telearbeit, …)
  8. Kostenmythen: besser als Befürchtungen zur Höhe von Unterstützungsleistungen und Instrumenten zu hegen und zu pflegen ist es, sich kundig zu machen, was sie wirklich kosten – und bringen. (siehe auch die Fragen Nutzen_02, Nutzen_03, Nutzen_04).

Am besten: Ressourcen nutzen – innerhalb und außerhalb des Betriebs/der Behörde:
Zum Beispiel

  • Ansprechpartner/-in im Betrieb suchen mit „passenden“ kulturellen Kompetenzen; auf Schweigepflicht hinweisen
  • im Notfall andere Angehörige (Kinder, Enkelkinder) einbinden in Abstimmung mit dem/der Betroffenen
  • sensibel auf Analphabetismus achten und Ansprechpartner/-innen einbeziehen
  • Kontakt zu Pflegeberatungsstellen z.B. wegen Dolmetscher/-in aufnehmen
  • fremdsprachliche Materialien der Landestelle Pflegende Angehörige nutzen (siehe: www.lpfa-nrw.de)
  • Zusammenarbeit mit Kulturvereinen, im Zweifelsfall auch mit Übersetzungsbüros
  • technische Hilfen nutzen – zum Beispiel Übersetzungsprogramme (auch als App verfügbar)

Top Down, Kommunikation und Transparenz!

  • Führung übernimmt Verantwortung für vertrauensvolle Atmosphäre.
  • Sensibilisierung der direkten Vorgesetzten und der Unternehmensleitung. Nur bei einem überzeugenden Verständnis der Leitungsebene für die persönlichen Lebenssituationen der Mitarbeiter/-innen lassen sich Ängste und Misstrauen vermeiden. Sensibilisierungen können z.B. durch Informationsveranstaltungen oder Schulungen geschaffen werden oder im Rahmen von Kooperationen mit Pflegeberatungsstellen oder externen Unternehmensberatungen (siehe dazu auch Frage Unternehmen_05).
  • Tabu beenden, Thema offen ansprechen
  • Aufzeigen, dass auch andere Mitarbeiter/-innen von Pflege betroffen sind – und berichten, wie damit umgegangen wird
  • Kommunikation des Themas im Unternehmen, Sensibilisierung der Belegschaft; Ansprechpartner/-in für Information und Beratung mit Lotsenfunktion
  • verbindliche Regelungen in Betriebsvereinbarungen (Einbeziehung Personal- und Betriebsrat)
  • zum Thema machen in Unternehmensmedien - Mitarbeiterzeitschrift, Intranet, Besprechungen, …
  • regelmäßige Information über alle relevanten gesetzlichen, tariflichen und firmeninternen Regelungen zur besseren Vereinbarkeit

Informationen müssen unübersehbar sein.
Zum Beispiel:

  • ans Schwarze Brett hängen
  • Prospektständer im Foyer, in der Kantine, im Aufenthaltsraum oder im Umkleideraum aufstellen…
  • Ansprechpartner/-in am Prospektständer oder im Aufzug mit Telefon und Mailadresse angeben
  • Informationen und Links im Intranet zur Verfügung stellen

Top Down, Kommunikation, Transparenz – und Kultur Dramatik vermeiden, Normalisierung anstreben
(siehe auch Frage Stolpersteine_04)

  • Leitlinien für eine familienbewusste Personalpolitik entwickeln/ Unternehmenskultur prägen
  • Sensibilisierung von Leitungskräften
  • Schaffung einer pflegesensiblen Kultur im Unternehmen – zum Beispiel durch Thematisieren bei Personalversammlungen, um alle Beschäftigten für Problemlagen von pflegenden Kolleginnen und Kollegen zu sensibilisieren
  • für belastbare Personalausstattung sorgen und ausreichend Personal vorhalten und einplanen, um flexibel mit Engpässen umgehen zu können
  • „unverdächtige“ Infoveranstaltungen für alle Beschäftigten (z.B. Leben und Wohnen im Alter, Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung)
  • in Dienstbesprechungen auf die Problematik „Pflege von Angehörigen“ und die besondere Lage betroffener Mitarbeiter/-innen hinweisen und für Verständnis werben
  • das Thema offensiv kommunizieren: „Jede/n kann es mal treffen“, denn alle haben Eltern! Zum Beispiel, indem man Angebote transparent macht, von denen Beschäftigte profitiert haben und deutlich macht, dass diese auch für andere Mitarbeiter/-innen gelten.
  • Hilfe ohne „Outing“: Das Unternehmen schafft familienbewusste Rahmenbedingungen, die auch Mitarbeiter/-innen mit Pflegeverantwortung nutzen können, ohne dass sie sich „outen“ müssen.
  • in Mitarbeitergesprächen das Thema Pflege aktiv ansprechen.
  • Motivation von Beschäftigten stärken, Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen - zum Beispiel die Gründung informeller Netzwerke im Unternehmen zum Thema Pflege ermöglichen. Mitarbeiter/-innen, die in der Vergangenheit selbst gepflegt haben oder auch andere Mitarbeiter/-innen, die Interesse am Thema haben, sollen motiviert werden, ihre Erfahrungen und/oder Ideen einzubringen.

Der wichtigste Rat lautet: Holen Sie sich Hilfe von außen

zum Beispiel so:
Tagespflege nutzen und damit Freiraum für sich selbst schaffen – Tagespflegeeinrichtungen betreuen pflegebedürftige Menschen von montags bis freitags, meist zwischen 8:00 und 16:00 Uhr, auf Anfrage mancherorts auch länger. Es gibt einen Fahrdienst, wenn man pflegebedürftige Angehörige nicht selbst bringen kann. Das Senioren- oder Pflegeberatungsbüro in Ihrer Stadt gibt Ihnen Auskunft über die Tagespflegeeinrichtungen in Ihrer Region.

Häusliche Betreuungsdienste, Betreuungsgruppen, Pflegedienste, Wohlfahrtsverbände, die Alzheimer-Gesellschaften und Freiwilligeninitiativen bieten stundenweise häusliche Betreuung zur Entlastung von Pflegepersonen an. Diese Freiräume kann man für eigene Erledigungen nutzen.
Informationen dazu gibt es im Senioren-/Pflegeberatungsbüro oder bei den Einrichtungen selbst.

Selbsthilfegruppen/Gesprächskreise für pflegende Angehörige
Beim Austausch mit anderen Pflegenden ergeben sich viele hilfreiche Hinweise für die Gestaltung der veränderten Lebenssituation. Man profitiert von den Erfahrungen der anderen Gruppenteilnehmer/-innen.

Urlaub mit pflegebedürftigen Angehörigen
Die Landesinitiative Demenz-Service NRW bietet im Internet eine Liste mit Urlaubsangeboten für Pflegende und pflegebedürftige Angehörige. Auch bei rein körperlicher Pflegebedürftigkeit bietet ein solcher gemeinsamer Urlaub Entlastung. Bei der Finanzierung kann unter bestimmten Bedingungen das Budget der Verhinderungspflege aus der Pflegeversicherung in Anspruch genommen werden.
www.demenz-service-nrw.de/Urlaub.html

Unternehmen können pflegende Beschäftigte unterstützen durch Angebote im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagement – auch als Prävention vor Überlastung.

Außerdem sollten Unternehmen Informationen für ihre Beschäftigten bereit halten. Die digitale „Servicemappe Beruf und Pflege“ auf der Kampagnenseite arbeiten-pflegen-leben.de enthält darum auch einen ausführlichen Text zum Thema Überforderung vermeiden.